Affenfelsen
Wer diesen wunderbaren Begriff geprägt hat, verdient eine Auszeichnung! Gemeint sind diese merkwürdig in die Höhe wachsenden Motorboote, auf denen gaaanz
oben ein Typ sitzt und mit diversen Hebelchen und Knöpfen seinen Felsen manövriert.
Anleger
Das Schönste nach dem Anlegen und dem Überstehen des Hafenkinos ist der Anleger. Je nach Verfügbarkeit und persönlichem Geschmack ist das ein Cuba Libre, ein Bier oder ein anderes Getränk. Den gibt es möglichst schon in dem Moment, in dem der Motor ausgeschaltet ist und die Leinen fest vertäut sind. Man sollte nicht zu lange damit warten, sonst zählt er nicht mehr als Anleger.
Boote-gucken
Wir gehen in jedem Hafen früher oder später eine Runde Boote-gucken. Heisst, wir laufen jeden Steg einmal rauf und wieder runter und begutachten die Schiffe. Oft finden wir Anregungen wie die Technik an Bord verbessert werden kann.
Crews
Die allermeisten Crews bestehen aus Paaren im frühen Pensionsalter. Eventuell mit Hund. Auf jeden Fall mit Bordfahrrädern (Segler hatten schon Klappräder, bevor sie in Großstädten cool wurden!). Dann gibt es die Männercrews. Da variiert das Alter schon ein bisschen. Es gibt sie als Biertrinkende, laute, unanständige Witze reissende (meist) mittelalte Gruppierung. Und die Altherrenriege, bei der alle jenseits der 65 sind und Bart tragen. Die einen fahren zusammen, weil sie einen Törn ohne ihre Frauen unternehmen wollen. Die anderen, weil ihre Frauen keinen Törn mehr mit ihnen fahren wollen. Zu den Männercrews zählt auch der einhandsegelnde Mann. Da will die Frau auch nicht mehr mit, aber sich andere alte Männer aufs Boot holen will er auch nicht. Also bleibt er allein. Wir haben schon unzählige Einhandsegler gesehen, aber noch nie eine Einhandseglerin. Auch reine Frauencrews gibt es eigentlich nicht. Die große Ausnahme bilden Ausbildungstörns, auf denen Frauen auch mal lernen sollen, wie frau ein Schiff bedient. Haben wir in Jahrzehnten einmal gesehen. Ein kleines Wunder!
In den Ferienzeiten runden dann noch ein paar Familien mit Kindern das Bild ab. Die Kinder sind aber eigentlich nie im Teenageralter. Ein Graus, wer dann mit seinen Alten ein paar Wochen auf engstem Raum zusammengepfercht wird und ins Klohaus muss! Die Kleinen sind also entweder unter 12 oder über 20. Ist man erstmal zuhause ausgezogen kommt man wieder gern mit.
Eisenschwein
Sie sind selten geworden, aber es gibt sie. Boote aus Eisen! Die haben ihre Eigner oft noch selbst geschweißt und später unzählige Stunden mit der Rostabwehr verbracht. GFK-Segler (von Eisenschwein-, Aluboot- und Holzjachtfahrern auch abschätzig Joghurtbecher genannt) romantisieren sie entweder, oder können nicht glauben, dass sowas noch rumfährt. Sie den unschätzbaren Vorteil, dass jeder Kontakt mit einem Felsen höchstens eine Beule verursacht.
Frauen an Bord
War früher ein Aberglauben – bringt Unglück. Heute lächeln wir darüber…
Hafenkino
Jeder Segler kennt es, jeder macht es, und jeder hasst es, dabei der Hauptdarsteller zu sein – das Hafenkino! Das ist der Moment, wenn man mit dem Boot in den Hafen kommt und einen Platz zum Anlegen sucht. Alle, die schon da sind und nicht wirklich etwas viel besseres zu tun haben, werden ab jetzt zugucken und kommentieren, wie „the new kid on the block“ sich beim Anlegen anstellt. Und das unter den Augen aller Anwesenden. Willkommen!
P.S. Das Gleiche gilt natürlich auch fürs Ablegen.
Kot-Code
In vielen Ländern (und vielleicht auch irgendwo in Deutschland) hat jedes Hafenklo einen Türcode, damit nicht jeder dahergelaufene Tourist das Hafenklo benutzt. Weil man, wenn es ganz dringend ist, unbedingt diese meist vierstellige Zahlenkombi wissen muss, heisst er bei uns nur noch Kot-Code.
Kuchenbude
Sagen Wessis eigentlich auch Kuchenbude?! Jeder Segel-Ossi weiss sofort, was gemeint ist: das Zelt über dem Cockpit. Aber hat es auch einen Gesamtdeutschen Namen? Cockpit-Persenning? Wenn ja, bitte Post an uns!
Man grüßt sich
Hundehalter und Motorradfahrer kennen das, man grüßt sich wenn man sich begegnet. Das gilt für Segler auch. Mit Motorbootfahrern ist es eher wie mit Stiefkindern, man gehört halt irgendwie zur selben Familie und muss grüßen. Es gehört zum guten Ton und wer nicht grüßt, ist beim grüßenden Gegenüber auf jeden Fall unten durch. Schön ist der Moment, wenn man sich bereit macht zum Grüßen – also rübergucken, Arm in Winkebereitschaft – und der andere guckt, aber in die falsche Richtung oder stur geradeaus, jedenfalls nicht rüber zu einem. Dann steht man da wie bestellt und nicht abgeholt. Aber es gibt auch die netten Momente, wenn richtig gewunken wird. Der (zumeist männliche) Segler hat ja eher so den coolen, angedeuteten militärischen Gruß drauf. Also Arm angewinkelt und nonchalant abgewunken. Das können wir bisher irgendwie nicht. Wir heben den Arm, richtig gewunken wird nur, wenn der andere winkt. Kinder lieben winken, hat man Kinder oder Enkel an Bord ist es ein großer Spaß wenn sie verstehen, dass die anderen zurück winken müssen…
Schärenankern
Das eigentliche Highlight für die allermeisten Segler ist das Ankern in und an den pittoresken Schäreninseln. In der Hauptsaison (eigentlich von Mitte Juni bis Mitte August) ist man in den seltensten Fällen ganz allein in einer Bucht, auch wenn es scheinbar zigtausende Inselchen gibt an denen man ankern kann. Das liegt zum einen daran, dass alle die gleichen gängigen Hafenführer (die auch Ankerplätze empfehlen) bemühen. Und zum anderen, dass man nur dort an Land bzw. an einen Felsen kommt, wo der Fels so steil ins Meer abfällt, dass man mit dem Boot dicht genug heran kommt um „absteigen“ zu können (und nicht vorher auf Grund zu laufen). Und diese Stellen hat irgendwann mal jemand gefunden, getestet und bekannt gemacht. Nun sind diese Felsliegeplätze aber nur so lange auch schön und sicher zum Liegen, wenn entweder gar kein Wind ist, oder der Wind von vorn kommt. Oder aber wenn man ringsum so geschützt liegt, dass es egal ist, wo der Wind herkommt (wie in Solberganäset). Hinten hält einen der Anker und vorne zwei Leinen, die im Idealfall an zwei schon vorhandenen Ringen im Fels befestigt werden, an zwei Bäumen oder aber an den eigenen mitgebrachten Felsnägel. Das funktioniert ähnlich wie ein Hering beim Campen, nur dass der Felsnagel, wie der Name schon sagt, in den Fels – hier eine Felsspalte – getrieben wird (großen Hammer nicht vergessen!). Am Ende hängt ein Ring, durch den man dann die Leine ziehen kann.
Die Schweden haben ausserdem alle ein Dingi (Schlauchboot, Bananaboot, Mini-GFK-Ruderboot etc.) dabei. Das wird beim Segeln meist einfach hinterhergezogen. Oft haben wir auch Kinder (mit Schwimmweste) gesehen, die dann hinten im Dingi saßen und hinterhergezogen wurden. In der Inselwelt hat das den entscheidenden Vorteil, dass man, fehlt es an günstigen Anlandungsstellen, einfach frei ankert und an Land rudert bzw. motort. Viele der unbewohnten Inseln haben ein festes Trocken-WC (Plumpsklo) mit Müllhäuschen, da lohnt sich dann das Rüberrudern.
Schneckendreher
Seit Jahren amüsieren wir uns über Segler, die ihre an Bord liegenden Leinen zu kunstvollen Schnecken aufdrehen. Zugegebenermaßen kann Anne sich dunkel daran erinnern, dass in ihrer Familie vor 30 Jahren auch noch Schnecken gedreht wurden. Sie versucht sich das Drehen als Kinderzeitvertreib schön zu reden. Naja. Nun haben wir aber im Länsmuseum in Kalmar gelernt, dass Schnecken durchaus ihre Daseinsberechtigung hatten. Eine so zurechtgelegte Leine konnte sich (theoretisch) nicht vertüddeln, was in riskanten Situation sehr von Vorteil ist. Nun behaupten wir aber mal, dass eine bereits fachmännisch belegte Festmacherleine sich auch ohne eine kunstvolle Schnecke nicht vertüddelt. Vielleicht haben diese Segler ja auch alle Kinder an Bord, die unterhalten werden wollen?
Segeln vs. Camping
Der Segler an sich fühlt sich ja durchaus erhaben. Er bezwingt die Weltmeere, lässt sich ordentlich Wind um die Nase wehen, reitet sein Schiff die Wellenberge hinunter – er ist der Lonesome Cowboy auf den Weiten des Ozeans. Ein cooler, wettergegerbter Typ. Nicht umsonst bewerben Becks und Jever ihre herben Biere mit Segeltypen und nicht mit Campern. Dass er am Ende des Tages mit seiner Kulturtasche unter dem Arm in Badelatschen zum Klohäuschen marschiert, um duschen zu gehen, wird in den blumigen Erzählungen der alten Seebären meist unterschlagen. Die allermeisten Segelboote haben nämlich keine (vernünftige) Dusche und es gehört auch zum guten Ton, im Hafen für die großen Geschäfte (siehe auch den Kot-Code) nicht das Bord-Klo* zu benutzen. Am Ende des Tages sind sich Segler und Camper also ähnlicher, als es dem Segeltypen lieb ist. Den „piefigen“ Camper trifft man dann nämlich in der Hafendusche wieder, weil der Parkplatz für die Wohnmobile meist nebenan ist.
Eine Segelnachbarin hat es mal so formuliert: „In der Dusche erkenne ich die Seglerinnen sofort an den blauen Flecken an den Beinen, die Camperinnen sind immer flecklos.“ Eine andere Seglerin erklärte uns mal, dass ihr Mann ein größeres Segelboot nur deswegen kaufen durfte, weil es eine richtige Dusche hatte und sie nun endlich nicht mehr mit der Waschtasche unterm Arm ins Klohaus musste. „Wenn ich hätte auswärts duschen wollen, hätte ich ja auch gleich zelten gehen können.“
*Die sog. See-WCs auf den Booten werden einfach direkt ins Meer entleert. Modernere Schiffe haben zwar einen Fäkalientank, die meisten benutzen ihr Klo aber nur fürs kleine Geschäft (auf hoher See auch mal für mehr…), um sich das Entleeren des Tankes zu ersparen. (Abpumpstationen gibt es trotzdem in fast allen größeren Marina.) Wie wir hier im Mini-Meeresmuseums in Arkösund gelernt haben, nimmt dadurch aber der Phosphatgehalt der Ostsee stetig zu, sodass das Phytoplankton den Artenreichtum massiv reduziert. Erkennbar ist das am gelblichen Schleier, der sich über die Algen legt und das Baden nicht sonderlich attraktiv macht. Also, Geschäfte (eigentlich…) an Land oder ab in den Tank!
Zwei Boote sind eine Regatta
Heute hat uns bei einem echt knappen Am-Wind-Kurs ein Performance-Cruiser sowas von kalt abserviert, dass wir ziemlich in die Röhre geschaut haben. Ja, ein Boot ist eine Ausfahrt, zwei Boote sind eine Regatta. Eine alte, sehr wahre Weisheit! Da wird aus jedem Sonntagssegler ein Rennpilot. Und dann muss an allen verfügbaren Leinen gezupft, jedes Segel neu getrimmt und Ausschau nach dem Gegner gehalten werden. Welch eine Schmach, wenn man dann einfach links liegen gelassen wird. Da hilft auch der eigene Aufbauversuch „der hatte Laminat-Segel, einen Carbon-Mast, bei dem Riss könnten wir auch mehr Höhe laufen…“ nichts. Besonders schön sind die Rennen kurz vor dem Hafen, man könnte ja keinen Platz mehr bekommen. Sieht man von Weitem schon den Hafen und ein paar andere Boote, die da offensichtlich auch hinwollen, dann wird alles gegeben. Sebastian hat heute erst den Vorschlag gebracht, doch schon mal ein „Handtuch“ vorauszuschicken.