Martinique 03.-19.01.2020

Es geht weiter nach Norden, die französichen Inseln Martinique und Guadeloupe wollen wir besuchen.

Hier gibt es den Euro und die Telefonkarte aus Deutschland funktioniert ohne Roaming.

Wir segeln bei halbem Wind nur mit dem Code Zero mit 7 kn nach Martinique und ankern in der Bucht vor dem Ort St. Anne bei strömenden Regen.

Das Einklarieren funktioniert völlig unbürokratisch, und das trotz der Europabürokratie. In den vorigen Ländern waren teilweise 4 und mehr Beamte damit beschäftigt. Hier geht man ins Bistro Bou-Bou und erledigt alles online. Der Bistrobesitzer druckt uns die Unterlagen aus und bestätigt die Richtigkeit der Angaben mit seinem Bistrostempel. Kostet nur 3 €, wir haben bei anderen Einklarierungstellen mehr als das 10-fache bezahlt.

Wir mieten uns ein kleines Auto und wollen die Insel erkunden. Es gibt unweit einen Golfplatz, wir buchen eine 9-Loch-Runde für 15€/Person. Die Preise scheinen subventioniert zu sein, so billig kann man nirgends golfen. Es gibt sogar einen Arbeitslosen Tarif für nur 25€/Monat. Die Anlage hat aber auch nur einen mäßigen Pflegezustand, die Bunker sind mehr grün als sandig. Angemalte Kokusnüsse werden als Markierungen für die verschiedenen Abschläge verwendet. Aber das Schönste ist natürlich der Blick auf den Atlantik den man an vielen Stellen hat.

Wir treffen die Karhammel IV wieder und haben einen netten Tag mit den Franzosen.

Sie empfehlen uns die Flagge Martiniques einzuholen. Wir hatten diese zusammen mit der französischen Flagge gehisst. Die Schlangenflagge ist aber ein Zeichen der Apartheit und wird von den dunkelhäutigen Einheimischen gehasst.

Der Wetterbericht sagt Starkwind für die nächsten Tage voraus, bis zu 36 kn in Böen. Die Walter ist gestern auch hier angekommen und wollte in den Hafen von Le Marin (gleich nebenan). Der ist aber auf Grund des Wetters ausgebucht. Sie verlassen die Bucht und segeln zurück nach St. Lucia. Da wir nur 25m Ankerkette bei 6m Tiefe gesteckt haben müssen wir mehr Kette rauslassen. Der Platz um uns ist hierfür aber zu klein, wir würden mit anderen Booten kollidieren. Also Anker auf und einen neuen Ankeplatz in der Bucht gesucht wo wir jetzt ca. 45m Kette rauslassen und uns sicherer fühlen. Die Bucht können wir nicht verlassen, unser Leih-PKW steht noch in St. Anne. Den werden wir am Donnerstag erst abgeben.

Wir besuchen die Habitation Clement. Auf einem Hügel steht ein wunderschönes altes Haus im kreolischen Baustil das im 18. Jahrhundert erbaut wurde. In den umliegenden Gebäuden wurde das Zuckerrohr der dazugehörigen Plantage zu Rum verarbeitet. Am Ende des Rundgangs muss man natürlich den hier gebrannten Rum verkosten und wir kaufen auch gleich die praktische 3l-Box ;).

In einer der Hallen hängen sehr eindrucksvolle Fotos der ZuckerrohrarbeiterInnen.

Auf der Habitation Clement haben sich – 1991 nach dem Ende des 1.Golfkrieges – der französische Präsident Mitterrand und der amerikanische Präsident George Bush geteroffen um einen Plan für die Befriedung der Golfregion zu besprechen. Ist leider nicht viel bei rausgekommen.

In einem extra dafür errichteten Gebäude und im Park des Clementhauses sind Kunstobjekte und eindrucksvolle Pflanzen zu bestaunen.

Wir sind zwar in der Karibik, aber das Essen ist hier eindeutig französisch geprägt.

Der Friedhof von St. Anne erlaubt den Besuchern einen wunderschönen Blick über die Bucht. Die Friedhofskultur ist sehr anders als wir es kennen. Es gibt meistens Begräbnissstellen für die ganze Familie. Bei Notwendigkeit wird die Urne in den Block mit eingebettet und oben drauf kommt ein Foto des Verstorbenen.

Zusammen mit Christine, Bruno (Karhamamel IV) und Cordula und Andreas (Aphrodite) machen wir in und um Saint Luce eine Wanderung. Wir besichtigen zuerst ein Museum das die Geschichte der Besiedelung Martinique beginnend mit den Arawaks – die bis zum 9. Jh. auf der Insel lebten – zeigt und wandern später zu einer Stätte an der die Arawaks Zeichnungen in Steinen hinterlassen haben.

Gleich am Dinghi-Steg werden wir darauf hingewiesen, das wir uns in einem Tsunami Gebiet befinden. Im Kleingedruckten steht, das man zu Fuss sofort in höhergelegene Gebiete rennen soll wenn man ein Erdbeben bemerkt oder sieht das sich das Wasser ungewöhnlich zurückzieht.

In St.Anne gibt es auch einen kleinen Markt wo karibisches Gemüse und Obst und natürlich die typischen Gewürze verkauft werden. Rumpunsch in allen Variationen wird auch angeboten.

Nicht fehlen dürfen auch die selbstgeschneiderten Sachen aus Madras-Karo-Stoffen die hier viel und gern getragen werden. Da schwarze Frauen während der Kolonialzeit keine Hüte tragen durften, banden sie sich aus diesem Stoff kunstfertige Gebilde für den Kopf.

Die Anzahl der hervorstehenden Zipfel gibt Aufschluss über die familiäre Situation der Trägerin. Das ist so ähnlich wie die Position der Schleife bei der Dirndl-Schürze in Bayern. Allerdings gibt es hier mehr Möglichkeiten.

Ein Zipfel: Mein Herz ist noch frei.

Zwei Zipfel: Mein Herz ist zwar vergeben aber Du kannst es ruhig mal versuchen.

Drei Zipfel: Mein Herz ist nicht mehr frei.

Vier Zipfel: Bei mir geht immer was.

Wir fahren nach Fort de France – der Inselhauptstadt. Die Natur ist wie überall spektakulär. Entlang der Strassen stehen endlose Bananenplantagen. Die Bananen reifen in grünen Plastiksäcken. Die Stadt ist allerdings in keinem besonders guten Zustand. Die Kathedrale können wir nur von aussen ansehen – sie schliesst immer schon vormittags um 11.30Uhr. Mit uns gemeinsam wandern die Gäste von 2 Kreuzfahrtschiffen durch die Stadt, was es auch nicht besser macht.

Andreas von der Aphrodite feiert seinen Geburtstag am Strand und wir sind dabei. Selim und Nadire – ein türkisches Seglerpaar – wird seinem Ruf absolut gerecht und bringt unendlich viele Vorspeisen und Salate mit. Ausserdem gibt es Lammspiesse und gegrillte Zwiebeln, Knoblauch, Ananas und und und …

Die Caroline steuert 2 Sorten Kartoffelsalat und Maffins bei, der auch den amerikanischen, kanadischen, türkischen und deutschen Seglern schmeckt.

Auch die Supermärkte wollen mit den Seglern Geschäfte machen und bieten einen eigenen Dinghi-Steg.

Auf dem Weg nach Fort de France (FdF-Hauptstadt von Martinique) kommen wir am imposanten Diamantberg vorbei. Früher war dieser 175 m hohe Vulkanstein ein Unterschlupf für Piraten. Bei den Kämpfen zwischen Franzosen und Engländern in der Karibik wurde der Berg berühmt und spielte auch eine Rolle in den Napolonischen Kriegen. 1804 besetzen die Briten die Insel und bauten sie zu einer Festung mit einer über 100 Mann starken Garnison und fünf Kanonen aus. Der Berg bekam sogar den Status eines Schiffes (HMS Diamond Rock). Die Garnison behinderte 17 Monate lang den Schiffsverkehr zwischen Martinique und St. Lucia. 1805 wurde von einer französisch-spanischen Flotte aus 16 (!) Schiffen die auf dem HMS Diamond Rock stationierte Garnison zerstört. Daraufhin ergab sich die Briten.

Wir liegen in FdF am Fort Luis. In der Slideshow kann man die verschiedenen Perspektiven von unserem Boot aus sehen – von romantisch bis Massentourismus. Am Abend treffen wir uns mit der Walter, die hier auch liegt. Es gibt sooo viel zu erzählen und wir kommen erst nach Mitternacht in die Koje. Wir wollen gemeinsam nach Dominica segeln.

Durch die Ankerfelder fahren die typischen Segelboote der Karibik – mit langen Stangen als Ausleger. Die Crew sollte aus Artisten bestehen, sonst ergeht es Ihnen wie auf den Fotos zu sehen ist. Auch der Transport der Boote ist sehr abenteuerlich aber hervorragend organisiert.

Am Morgen liegt statt dem MSC-Kreuzfahrer die „Mein Schiff 2“ neben uns. Erstaunlich wie diese Riesen ohne Schwell einfahren und festgemacht werden, wir haben nichts bemerkt.

Hier hat ein Segler wohl Probleme gehabt und wie so oft werden ungewöhnliche Varianten für die Hilfe gefunden. An dieser Stelle ging der Wind bei uns von 20-27 kn auf 0 kn zurück, die Windrichtung drehte von Ost auf West. Wir kamen damit klar, war das die Ursache seiner Probleme?

Wir wollen in St. Pierre im Norden von Martinique ausklarieren. Hier fand 1902 ein Vulkanausbruch mit über 30.000 Toten statt. Die damalige Hauptstadt wurde fast völlig zerstört, es soll nur ein Gefangener im Gefängnis überlebt haben. Heute ist die Hauptstadt FdF.

Nach dem 2. Ankerversuch (der Grund steigt recht schnell von über 20 m Wassertiefe an) liegen wir direkt vor der Stadt und haben einen tollen Sonnenuntergang.

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