
Am 28. Mai segeln wir von Fort Pierce nach Jacksonville, eine Nachtfahrt auf der Atlantikseite. Nach Mitternacht müssen wir motoren, der Wind ist stark zurückgegangen. Morgens geht es wieder segelnd weiter.

Der Space-X-Raketenstart einer Falcon-9-Rakete wird auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral, an dem wir in 3 sm Entfernung vorbeisegeln, vorbereitet.
In Jacksonville fahren wir in den ICW (Intracoastal Waterway – siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Atlantic_Intracoastal_Waterway ) Gleich an der Einfahrt tobt das Leben, es wird mit den Pickups bis ans Wasser gefahren, Zelte aufgebaut und gegrillt. Auf der anderen Seite ist die US-Navy zu Hause, ein riesengroßer Flugzeugträger und mind. 12 weitere große Kriegsschiffe sind hier stationiert.
Wir legen uns an den Gemeindesteg von Jacksonville neben den Sisters Creeks. Man darf hier bis zu 72h kostenlos liegen. Wasser gibt es auch am Steg. Der Strom durch die Gezeiten ist heftig, teilweise messen wir 3 kn. Da ein Sturm angesagt ist und es dazu noch erhebliche Niederschläge gibt bleiben wir 2 Nächte hier.
Dann wird es spannend. Wir haben extra vorher unsere Masthöhe vermessen, sie stimmt mit der Werftangabe überein – 63,5 Fuss. Hinzu kommt noch unsere UKW-Antenne, wir kommen so auf 64,5 Fuss. Die Durchfahrtshöhe aller Brücken im ICW, die nicht zum Öffnen sind, beträgt ca. 65 Fuss! Wir passieren die Brücke ohne das unsere Antenne an ihr kratzt!
Es stehen Schilder am Ufer die zur Vorsicht aufrufen. Es gibt hier Manatees (Seekühe), Schildkröten, Delphine und Krokodile. Wir sehen auch welche, wobei die Seekühe nur kurz ihre Nasenlöcher aus dem Wasser stecken. Delphine gibt es hier massenweise, ständig sind sie um uns herum.
Die Landschaft ist faszinierend, teilweise ist der ICW kilometerbreit mit riesigen Schilfgebieten. An anderen Stellen wird er schmal und flach, für uns zum Glück kein Problem.
Die Häuser haben Stege, die teilweise mehrere hundert Meter lang sind. Am Stegende werden oft die Motorboote mit einem Lift aus dem Wasser befördert. Neben drehbaren Eisenbahnbrücken passieren wir weitere Brücken, jetzt sind wir etwas entspannter.
Überall, sogar in einem Industriehafen, liegen abgestellte Kreuzfahrtschiffe.

Wir ankern kurz vor Brunswick am Jekyll Island, da wir erst ab dem 28.05.2020 einen Platz in der Marina reservieren konnten.
Wir haben vereinbarungsgemäß und rechtzeitig unserer Versicherungsagentur die Weiterfahrt in die USA angezeigt. Heute erfahren wir, daß die Agentur dies nicht an den Versicherer weitergegeben hat und wir seit dem 30. April ohne Versicherung sind! Jochen ist stinksauer und bringt dies auch am Telefon so rüber. Wir werden uns nach einer anderen Versicherung umsehen müssen. Hinzu kommt, das die Versicherung die Prämie nachträglich um ca. 30% anheben will…



Die Brunswick Landing Marina wurde uns von anderen Seglern empfohlen. Sie wurde mal von der US-Marine gebaut und soll ein Hurrikan sicherer Zufluchtsort sein (die Luftbildaufnahmen sind von der Homepage der Marina und www.marinas.com).
Neben kostenlosem Wifi, kostenlosen Waschmaschinen/Trocknern und Trinkwasser gibt es auch rund um die Uhr Freibier und 3 mal die Woche auch Wein umsonst!

Da in den USA die Wege weit sind und ein Nahverkehr praktisch nicht existiert, bestellen wir uns bei Enterprise einen Kleinwagen, der aber dann doch nicht so klein war.
Oder doch, wie wir auf den Strassen von Brunswick im Vergleich mit anderen Autos feststellen mußten.

So stellen sich die Amis einen Griechen vor, mit Lederhose und Bierkrug!
In Brunswick, eher eine Kleinstadt, scheint es mehr Kirchen zu geben als in ganz Berlin. Die Schulen sind riesengroß mit tollen Sportplätzen. Der Lehrer des Monats bekommt einen eigenen Parkplatz. Auch hier sind die Schulen und andere öffentliche Einrichtungen wegen Corona geschlossen.
Auch die Abschlussfeiern der Highschools (das sogenannte Prom) fallen durch Corona aus. Die Mädchen posieren einzeln im Park um Erinnerungsfotos zu machen, sogar mit Maske passend zum Kleid. In einigen Gebieten von Brunswick trägt die Mehrzahl der Menschen Masken, in anderen kaum jemand.
Alles ist mächtig gewaltig, die Strassen und Parks, die Bäume (übrigens sind das in der Mitte Eichen, auch wenn sie andere Blätter als in Europa haben) und Parkplätze im Überfluss.
Unser Blue Water Runner von Elvström hat den Geist aufgegeben. Wir hatten ihn schon unterwegs mehrfach reparieren lassen. Dieses Segel scheint eher etwas für Kurzzeittrips zu sein, ist der südlichen Sonne nicht gewachsen.
Wir bringen Caroline am 1. Juni hier in der Brunswick Landing Marina an Land. Unser Antifouling (eigentlich schwarz) hat kaum noch Wirkung. Wir werden es im Januar erneuern müssen. Wir ziehen den Kiel ein und können Caroline damit direkt auf dem Boden lagern. Zusätzlich kommt ein Stahlträger unter den Rumpf, den wir mit Spanngurten an den Mittelklampen befestigt haben. Ein Kippen ist somit fast unmöglich. Die Werftmitarbeiter staunen… Und wir sparen uns die Kosten für den Hurrikan-Erdanker. Davon hätten wir 2 gebraucht – zu jeweils 50$ pro Monat.
Wir kaufen noch im Baumarkt einen Lufttrockner, denn hier gibt es eine hohe Luftfeuchtigkeit und wir wollen Schimmel verhindern. Zusätzlich kaufen wir noch Planen und shade tarps (ein Gewebe aus der Gartenabteilung das die UV-Strahlung um 75% reduzieren soll) um Caroline für gut 7 Monate hier lassen zu können. Wir sind bis spät in die Nacht beschäftigt alles „sommerfest“ zu machen.
Mit unserem Leihauto fahren wir am 3. Juni nach Atlanta, dem größten Flughafen der Welt. Der Mittelstreifen des Highways ist breiter als unsere Autobahnen insgesamt. Eisenhauer hatte nach dem Krieg Autobahnen in Deutschland gesehen und diese in den Staaten eingeführt – das Interstate System wurde gebaut.
Normalerweise werden in Atlanta weit über 100 Millionen Passagiere abgefertigt, bei uns war er gespenstisch leer. Der Shuttlebus zum Terminal ebenfalls, die meisten Plätze mussten wegen Corona leer bleiben. So waren wir nur zu fünft in dem Bus in dem bestimmt 40 Personen Platz finden würden.
Im KLM-Flugzeug waren Masken Pflicht und es wurden nicht alle Plätze belegt. Es gab auch nur eine eingeschränkte Versorgung (Verpflegungsbeutel). Nach der Zwischenlandung in Amsterdam war der Flieger voll ausgelastet. In Berlin sollten wir aber, entsprechend die geltenden Bestimmungen, beim Aussteigen einen Sicherheitsabstand zu den anderen Passagieren einhalten ;-).
Auf dem Flughafen Tegel wies uns die Bundespolizei darauf hin, das wir 14 Tage Quarantäne einzuhalten hätten. Das hatten wir in Absprache mit den Kindern sowieso schon entschieden.
Der Empfang zu Hause war wundervoll. Zwar konnte die Familie nicht anwesend sein, aber alles war großartig vorbereitet.
Wir fanden einen voll bestückten Kühlschrank und eine volle Speisekammer vor. Die Enkel hatten uns tolle Bilder und Briefe hingelegt. Der Garten ist in einem perfekten Zustand, neue Beete wurden angelegt, die Spielecke der Kinder neu gestaltet.
Nach ca.12 Monaten Abwesenheit freuen wir uns endlich wieder zu Hause zu sein!






















































