Das Auslaufen ist für 9.00Uhr geplant, vorher müssen wir aber noch ‚Red Diesel’ tanken. In England gibt es ein Gemisch aus rotem Heizdiesel und normalem Schiffsdiesel. Beim Tankwart muss man dann eine Erklärung unterschreiben wieviel Prozent man zum Heizen nehmen wird – das ist entsprechend billiger, und wieviel man als Schiffsdiesel braucht. Normalerweise verkaufen sie eine Mischung von 60:40. Der Heizdiesel ist kräftig rot eingefärbt. So tut man gut daran die Tankquittung aus England aufzubewahren falls in Deutschland der Zoll in den Tank schaut.
Wir kommen aber erst mal gar nicht bis zur Tankstelle. Es rumst heftig kurz nachdem wir abgelegt haben. Gut das wir einen Schwingkiel haben, der hebt sich bei einem Hindernis an und schwingt dann wieder runter. Jochen will den Kiel hochholen damit das nicht nochmal passiert, aber der Kiel lässt sich nicht aufholen. Da ist erstmal kurz Panik angesagt. Jochen verschwindet im Schiffsbauch und Natascha fährt Kringel im Vorhafen, immer mit Blick auf den Tiefenmesser. So schnell ist das Problem aber nicht zu lösen, also Anker werfen. Nach einer halben Stunde hat Jochen den Fehler gefunden und behoben. In der Werft hatten sie bei der Reparatur der Kielhydraulik einen Kabelverbinder für die Steuerung des Kiels nicht richtig gesteckt.
Da Marie so heftig vor den Nebenwirkungen des Scopoderm-Pflasters gewarnt hatte, hat sich Natascha entschlossen auf Reiseübelkeitstabletten zurückzugreifen. Das war ein Fehler, denn die Wellen waren ziemlich hoch und kamen von seitlich hinten. Das liess das Boot so richtig blöd rollen. Das war dann für die Tabletten doch zu viel und Natascha war so richtig seekrank. Nachher erzählte Marie, das sie und auch Anders sich natürlich ein Pflaster geklebt hatten.
Fast die ganze Strecke von 128sm segelten wir mit Code O und Groß, der Großschiffsverkehr hielt sich in Grenzen.

Unterwegs hatten wir sowohl am Tag als auch nachts Besuch von Delphinen.

Teilweise hatten wir durchs Wasser fast 10 kn!
Erst kurz vor der Ankunft in der Passage zwischen der Insel Il d`Quessant und dem Festland von Brest haben wir den Motor zur Hilfe genommen und die Fock gesetzt. Es war bereits dunkel und über 3kn Strom kam uns entgegen.

Gegen 3.30 Uhr morgens haben wir dann vor dem Hafen Camaret-sur-Mer geankert, die Einfahrt und Suche nach einem Liegeplatz bei Dunkelheit hat uns abgeschreckt.
Camaret-sur-Mer ist ein netter kleiner Fischerort in der Bretagne.



Am Abend wurde dann zusammen mit den Besatzungen der Walter und der Cavatina auf die gute Überfahrt angestoßen.
Camaret-sur-Mer ist der Hafen, wo die Segler die in Richtung Westen segeln, auf ein gutes Wetterfenster zum Überqueren der Biskaya warten. Für die nächste Woche war erstmal keine Chance loszukommen. Wie war das nochmal mit dem geduldigen Skipper … Aber allmählich haben wir das ewige Warten ganz schön satt. Und irgendwie ist immer schlechtes Wetter. Jochen hat im Internet nachgeschaut wo die anderen Schiffe sind die die ARC mitsegeln. Die allermeisten sind schon weit vor uns.
Also bleibt nichts anderes übrig als die Gegebenheiten von Camaret-sur-Mer zu nutzen und noch notwendige Dinge einzukaufen bzw. am Boot noch ein bisschen rumzuschrauben.

Ab jetzt haben die 3 Schiffe auf dem Weg zur ARC auch die entsprechende Fahne gesetzt.

Natascha hat den Sauerteigstarter so gut gepflegt und vermehrt, das endlich Brot gebacken werden kann. Der Supermarkt im Ort hatte sogar einen guten Gusseisentopf von Villeroi und Boch in dem das Backen total gut ging. Das ist eine tolle Sache für die weitere Reise. Die Kinder meinten, daß ich damit den deutschen Seglern in der Karibik eine große Freude machen könnte. Bloß woher kriege ich das Roggenmehr? Nicht mal in dem großen Supermarkt hier ist welches zu kriegen.

Kochen geht jetzt auch viel besser nachdem wir in Falmouth eine Induktionsplatte gekauft haben. Dank des Inverters (der macht aus 12V – 230V) können wir die sogar ohne Landstrom benutzen. Auf dem Foto ist Ratatouille mit Lachs und Weizensauerteigbrot aus dem Bioladen in Falmouth.

Mit Caro und Ella von der Walter machen wir einen Ausflug und zünden in der Seefahrerkirche erst mal ein paar Kerzen an, das schadet ja nie. Dann wandern wir zu den Menhiren (Hinkelsteinen) von Camaret und essen hinterher noch Eis und Crêpes.

Jochen und Natascha wandern auf dem Küstenweg zu den Klippen auf denen im 2. Weltkrieg viele deutsche Bunker und Geschützstellungen standen. Ringsherum zeugen die Bombentrichter von den Luftangriffen der Alliierten auf die Bunker.


Inzwischen hat sich die Wetterlage verbessert und wir haben einen Termin für die Überquerung der Biskaya. Am Dienstag den 20.08.2019 soll es los gehen. Das sind ca. 350 Seemeilen bis nach La Coruna in Spanien.
So einen langen Törn haben wir noch nie gemacht – 3 Tage und 2 Nächte auf dem Wasser.
Ich fange an Essen vorzukochen (Kartoffelsuppe und Ratatouille) und klebe mir am Vorabend ein Pflaster. Jochen klebt vorsichtshalber auch eins.
Ich habe eine große Plastikdose mit allen möglichen Knabbereien und Süßigkeiten fertig gemacht. Marie meint man soll den Magen ständig beschäftigen, das hilft gegen Seekrankheit.

