Die Fahrt nach Ijmuiden war sehr unruhig, recht hohe Wellen (bis ca. 1,5m) und 4-5 Windstärken. Jochen wollte trotzdem mal ausprobieren wie man das Code-Zero (grosses Vorsegel) mit dem Spinnakerbaum ausbaumt um es auch bei achterlichem Wind effektiv setzen zu können.

Wir kommen deutlich nach der Cavatina in Ijmuiden an. Sie liegt längsseits am Steg und Marie und Anders sind ganz aufgelöst. Bei der Einfahrt in den Hafen startete ihr Motor auf einmal nicht mehr. Zum Glück war ein deutscher Segler in der Nähe und schleppte sie in den Hafen. Noch am selben Abend kommen aber die Techniker aus der im Hafen ansässigen Motorenwerkstatt an Bord. Bei allem Unglück ist es schon fast ein Glück das das gerade hier passiert ist wo die Hilfe ganz nah ist.
Die erste Diagnose lautet Dieselpest. Durch den seit ein paar Jahren vorgeschriebenen Bio-Anteil im Diesel bilden sich Bakterien im Tank, deren Ausscheidungen – eine schwarze gallertartige Masse – die Filter und Leitungen des Motors verstopfen. Marie befürchtet das sie den gesamten befallenen Diesel (ca. 500l) abpumpen und entsorgen müssen. Das wäre ein seeeehr kostspieliges Vergnügen. Dann müssten noch der Tank und alle Leitungen und Filter ausgewaschen werden.
Jochen kontrolliert daraufhin bei unserem Boot alles an das man rankommt, kann aber keine Anzeichen von Rückständen entdecken. An der deutschen Ostseeküste gibt es seit vorigem Jahr in den Häfen schon wieder Bio-freien Diesel zu kaufen, entsprechend teuer natürlich. Außerdem setzten wir seit Jahren regelmäßig Grotamat (ein Zusatzmittel) ein, dies soll den Befall deutlich reduzieren.
Vom Hafen fahren wir erst eine Stunde mit dem Bus und dann noch 5min mit dem Zug nach Amsterdam Central Station. Der Bus ist schon beeindruckend, an jedem Sitz gibt es eine USB-Steckdose für Handys.
Amsterdam ist übervoll mit Touristen, und wir beide kommen auch noch dazu. Nur schleppend kommt man durch die Straßen und muß zusätzlich noch auf die zahlreichen Radfahrer, die durch die Touristenströme fahren, aufpassen. Die Anwohner müssen, wie in Berlin, genervt sein.

Wir weichen lieber auf das Wasser aus und unternehmen eine Tour mit einem Ausflugsboot durch die Grachten, hier ist es deutlich entspannter.

Das es Coffeshops in Amsterdam zur genüge gibt war uns klar, das aber Canabis auch als Bonbon oder Lutscher erhältlich ist, war uns neu.


Ein Geschäft hatte hunderte verschiedene Gummienten, eine war eine gute Einstimmung auf unseren Weg in die Karibik.

Als wir von unserem Amsterdam-Ausflug zurückkommen, ist auf der Cavatina wieder gute Stimmung. Mit einem Techniker der nahegelegenen Volvo-Penta-Werkstatt konnte der größte Anteil der Dieselpest abgepumpt werden. Der Tank wurde gereinigt und die Leitungen mit Hochdruck gespült. Hoffentlich eine anhaltende Lösung.
Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg nach Scheveningen – einem Vorort von Den Haag, der holländischen Hauptstadt. Der Seglerhafen liegt inmitten eines Neubaugebietes in dem die Holländer Ferienwohnungen haben. Das ist nicht so richtig idyllisch. Wir sind relativ früh da und liegen im Päckchen an der Seite der Cavatina. Abends ist der Hafen gut gefüllt.

Freitag, den 19.07. gibt es kleines Wetterfenster das es uns ermöglicht weiter nach Westen zu kommen. Wir haben zwar immer noch nicht den Wind aus der richtigen Richtung, aber jetzt ist es wenigstens so wenig Wind, das wir beim motoren nicht zusätzlich gebremst werden. So haben wir also wieder einen ganzen Tag ein Motor- statt ein Segelboot.
Da es leider keine Segelgeschichten zu erzählen gibt, hier ein bisschen was über Seekrankheit im allgemeinen und Nataschas im Besonderen. Mit der Anfälligkeit für Sekrankheit wird man anscheinend geboren oder eben auch nicht. Natascha gehört zur einen Gruppe, Jochen zur anderen. Obwohl so ganz immun ist wohl niemand, aber auch unter der Nordseebedingungen, die doch viel rauer als die auf der Ostsee sind, ist Jochen bisher verschont geblieben. Natascha hat sich in den ersten Tagen ein Scopoderm-Pflaster hinter das Ohr geklebt. Das wirkt sicher und die Wirkung hält 3Tage an. Allerdings kann es nicht unerhebliche Nebenwirkungen haben, sollte man sich also wirklich für die ganz schlimmen Tage aufheben. Ansonsten gibt es früh 2 Tabletten und das geht auch ganz gut. Und dann gibt es noch ein Wundermittel von dem man noch nicht so genau weiss ob es auch wirklich wirkt oder nur total komisch aussieht.

Bei dieser Brille hat man vorn und an den Seiten eine blaue Flüssigkeit die einen immer einen künstlichen Horizont sehen lässt. Natascha will einfach mal an Wunder glauben und trägt die Brille wann immer es nötig scheint.